Die angehenden Jungbauern von Weiden am See werden bei einer organisierten Hotterfahrt zu den „3-Löwen“ (Grenzmarkierungen der Gemeinden Neusiedl, Weiden und Zurndorf) in die „Hottergrenzen“ (= Gemeindegrenzen) eingewiesen. Dies geschieht in einem speziellen Ritual und wird von Bauerngeneration zu Bauerngeneration weitergegeben.
Entlang der Durchzugsstraße (Obere und Untere Hauptstraße) werden vor den Häusern auf Sesseln die heimischen Erzeugnisse dem Besucher angeboten. Die Palette des Angebotes reicht von Obst über Gemüse und natürlich Wein bis hin zu den typischen Strohgeflechten. Der Sesselmarkt hat keine geregelten Öffnungszeiten, sondern richtet sich nach dem Angebot, der Wetterlage und der Jahreszeit. Infos dazu gibt es im Tourismusbüro, Tel: 02167/7427
Die Herstellung von Strohgebilden – sei es nun in Sonnen-, Kreuz- oder Ampelform – ist ein relativ junger Zweig der burgenländischen Volkskunst. Aus Erzählungen wird einerseits überliefert, dass diese Form der Strohflechtkunst von heimkehrenden Soldaten des Ersten Weltkrieges aus Serbien und Kroatien mitgebracht wurde; andererseits, dass sie von „Heanzn“, die auf den Gutshöfen in der Umgebung von Weiden am See arbeiteten, stammt. Denn bis 1930 waren auf dem Gutshof „Neuhof“, der im Besitz des Raaber Domkapitels stand, viele Arbeiter beschäftigt, die nach Einbringen der Ernte ein Erntedankfest feierten. Deren geschickte Hände fertigten zu diesem Zweck eine Erntekrone an und schmückten sie mit zarten, filigranen Gebilden aus Stroh, den Strohampeln.
Bis eine Strohampel, ein Kreuz oder eine Sonne entsteht, bedarf es vieler Handgriffe. Verwendet wird hauptsächlich Weizenstroh. Der Weizen wird mit der Sense geschnitten, zu Garben gebündelt und getrocknet. Nach dem Trocknen wird der untere Teil des Weizenhalmes weggeschnitten, da nur dessen oberer Teil und die Ähre zum Flechten geeignet sind. Nach dem Entfernen der äußeren Schicht wird das Stroh in Wasser eingeweicht, um es biegsam und geschmeidig zu halten. Nun erst kann mit dem Flechten begonnen werden.
Mit Beginn des Urlaubstourismus´ Mitte der 60iger Jahre besann man sich dieser Strohflechtkunst und begann wieder mit der Herstellung von Strohgeflechten. Die Kunst des Strohflechtens wird von Generation zu Generation weitergegeben.
In den Sommermonaten werden nun diese Kunstwerke, die oft mit Stroh - und Trockenblumen geschmückt sind, den Urlaubsgästen am „Sesselmarkt“ zum Kauf angeboten und stellen ein willkommenes „Körberlgeld“ für die Frauen dar.
Die Golser sind die „Grammelposcher“, die Neusiedler die „Herren aus Neusiedl“ und die Weidener nennt man im Volksmund die „Hetscherler“, weil auf ihrem Gemeindegebiet so viele Hagebuttenstauden zu finden sind.
Das machen sich noch einige Einheimische zunutze und verarbeiten diese wertvolle Frucht in mühevoller Arbeit zu schmackhaften Bränden und herrlichen Marmeladen, der so genannten „Hetscherllekwar“ (lekwar = ungarisch für Marmelade)! Dass hier die Ausbeute natürlich sehr gering ist, versteht sich von selbst!
Margarete Fridrich aus Weiden am See verarbeitet seit nunmehr 40 Jahren die Hagebutte zu einem köstlichen Fruchtaufstrich. Die Früchte müssen durch den ersten Frost des Jahres "gebrannt" werden, sodass sie weich sind und sich leicht und schonend verarbeiten lassen. Sie pflückt an kalten Wintertagen mehr als 30 kg Hagebutten - diese werden zuerst von Stengel und Strunk befreit, anschließend gründlich gewaschen und nur leicht überbrüht. Danach kommt die Masse in die "flotte Lotte" und wird zum ersten Mal passiert. Hier werden die groben Kerne ausgeschieden. Danach wird die Masse ein zweites Mal passiert, jetzt durch ein sehr feines Haarsieb, sodass auch die feinen, kratzenden Härchen entfernt werden können. Nun wird das Ganze wie jede andere Marmelade auch mit Zucker, Geliermittel und Zitronensaft eingekocht.
Wer sich die viele Arbeit nicht antun möchte, kann die „Hetscherllekwar“ an folgender Adresse erwerben:
Weinlaubenhof, Fam. Fridrich, Friedhofgasse 56, 7121 Weiden am See,
Tel: 0676/496 45 34 bzw. E: office@weinlaubenhof-weiden.at, I: www.weinlaubenhof-weiden.at