Wappenbeschreibung:
"Ein roter Schild, der in der Mitte von einem natürlichen Fluß gequert wird und die lateinische Bezeichnung ‘Lacus Fertö’ in sich trägt. Aus einem sich aus dem Wappenboden erhebenden grünen Dreiberg wachsen zwei sich kreuzende grüne Reben mit zwei roten Trauben empor. Im oberen Teil rechts und links zwei goldene Sterne, in der Mitte ein großes silbernes W, die Initiale des Ortsnamens."
Einwohnerzahl: 2.271 (Stand: 24. Feb. 2012)
Flächenausmaß: 3.251 ha
Seehöhe: 127 m
In der Gemeinde Weiden am See lassen sich Siedlungsspuren bis in die Jungsteinzeit zurückverfolgen; hervorragende Funde wurden im Bereich der Grenzgasse gemacht, wo man 1944 auf einen Siedlungskomplex der Badener Kultur stieß. In der Ried „Unterfeld“ wurden zwei Gräber mit Beigabengefäßen der frühbronzezeitlichen Wieselburger Kultur entdeckt. Bei diesen Grabungen kam auch eine bedeutende Menge römerzeitlicher Fundstücke zum Vorschein. Eine weitere frühbronzezeitliche Nekropole befindet sich an der Gemeindegrenze gegen Neusiedl. 1939 wurde ein reiches römisches Grab mit einem Steinsarkophag aus dem 2. bis 3. Jh. n. Chr. freigelegt.
Weiden am See scheint im Jahr 1338 erstmals in einer Urkunde mit der Bezeichnung „Weyden“ auf. Der Name wird übereinstimmend vom mittelhochdeutschen „bi den Widen“ (bei den Weidenbäumen) hergeleitet.
Bis zum Jahr 1413 war der Ort im Besitz des Preßburger Domkapitels. Von 1413-1848 gehörte Weiden am See als einziger Ort auf dem Gebiet des heutigen Burgenlandes zum Besitz des Raaber Domkapitels, das über ansehnliche Besitzungen im westungarischen Raum verfügte.
Bereits 1588 hatte Kaiser Rudolf II. der Gemeinde das Marktrecht und ein eigenes Wappen verliehen. Der Weinbau war schon damals vorherrschender Wirtschaftsfaktor in Weiden am See und verzeichnete in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts einen nie dagewesenen Aufschwung, der im 17. Jahrhundert seinen Höhepunkt erreichte.
Im Jahr 1969 schienen in Weiden am See die Mostwaagen nicht richtig zu funktionieren. So mancher Weinbauer beäugte skeptisch seine Mostwaage, die ihm eine so hohe Mostsüße anzeigte, wie es sie seit „Menschengedenken“ in Weiden am See nicht gegeben hatte. Erst der Vergleich mit der nachbarlichen Mostwaage lieferte die endgültige Gewissheit: Qualitativ und auch quantitativ bahnte sich eine „Jahrhunderternte“ an. Die Natur – und nicht der Mensch – regte damals die Produktion von Weinen besonderer Leseart (Spätlesen, Auslesen, Beerenauslesen, Ausbrüche, Trockenbeerenauslesen) an. Kaum jemand in Weiden am See hätte 1969 vermutet, dass schon vor mehr als 350 Jahren ein Wein besonderer Art, der „Weidener Ausbruch“, produziert wurde.
Die Produktion von Ausbruch-Weinen fällt in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts. Direkte Hinweise auf die Herstellung von Ausbruch-Weinen in Weiden am See haben wir für die Jahre 1617, 1624, 1626, 1634 bis 1638. Allerdings müssen wir aufgrund von Beifügungen in den Weinzehentregistern annehmen, dass schon um 1610 Ausbruch produziert wurde. Es ist klar, dass nur eine äußerst günstige Witterung und lokalklimatische Verhältnisse die Herstellung solcher Spitzenprodukte zuließen. Deshalb beschränkte sich die Produktion vom „Weidener Ausbruch“ nur auf einige seltene Jahre.
Im Unterschied zu den heutigen Weinen besonderer Leseart erntete man den „Weidener Ausbruch“ im 17. Jahrhundert „in prima collectura”, also etwas vor oder am Beginn der eigentlichen Hauptlese. Es waren Lesetermine, an denen die überreifen, zum Teil schon arg gefaulten und auch schon abgefallenen Beeren und Trauben ausgelesen beziehungsweise „aufgeklaubt” wurden. Im Jahr 1635 vermerkte der Dezimator: „in prima collectura uvas putrescentes excerperunt.” Das heißt: „Bei der ersten Lese haben sie die überreifen Trauben ausgelesen.” Im Jahr 1635 war das am 5. September!
Wenn sich heute für die Produktion süßer, hochgradiger Weine nur bestimmte Sorten besonders eignen, so werden sich auch damals schon nur bestimmte Traubensorten für den „Ausbruch” geeignet haben. Namhafte Weinhistoriker meinen, dass es bei uns vor allem die vor der Reblauskatastrophe weitverbreitete Edelsorte Furmint, auch „Zapfeter“ genannt, war, aus der Spitzenprodukte erzeugt wurden. Aus dem Furmint erzeugte man auch im berühmten Tokayer Weinhügelland Weine besonderer Leseart, deren erste Erwähnung in das Jahr 1655 fällt, also einige Jahrzehnte nach dem ersten direkten Hinweis auf den „Ausbruch” in Weiden am See.
Die Produktion von Ausbruch-Weinen brachte für unsere Weinbauern auch einen ansehnlichen Profit. Zahlten die oberländischen Weinfernhändler im 17. Jahrhundert für den normalen Wein durchschnittlich 1,5 bis 2 Gulden, erzielten die Ausbruch-Weine 4 bis 6 Gulden! Für den Export bestimmte Spitzenweine waren meist zweijährig.
Im Hinblick auf das oben erwähnte Preisgefälle zwischen Normal- und Ausbruch-Wein erhebt sich die Frage, ob nicht auch schon die Weidener Weinbauern des 17. Jahrhunderts gezielt Ausbruch-Weine kelterten, das heißt, die Trauben zu einem extrem späten Termin ablasen. Dazu sei bemerkt, dass das Risiko einer späten Ernte nur ganz reiche Bürger der Weinbaustädte und die Herrschaften mit ihrem ausgedehnten Eigenbesitz eingehen konnten. In den „Ausbruchjahren” in Weiden am See - ausgenommen das Jahr 1617 - fuhren alle Weinbaubetriebe (Lehensbauern und auch Inwohner) ihren Ausbruch ein. Die Weidener Weinbauern des 17. Jahrhunderts nahmen also das, was ihnen die Laune der Natur bot. Und auch heute spielen bei der gezielten Produktion von Weinen besonderer Leseart Gunst und Ungunst des Klimas noch allemal die entscheidende Rolle.